Fahrradmitnahme, WLAN und mehr Komfort: Bahn stellt ICE 4 vor

am . Veröffentlicht in Mobilität & Verkehr

Die Bahn hat endlich ihren neuen ICE 4 vorgestellt. Er soll das Rückgrat des zukünftigen Fernverkehrskonzepts bilden.

Der 12-teilige ICE 4 erreicht demnach eine Höchstgeschwindigkeit von 250 Kilometern pro Stunde und hat eine Gesamtlänge von 346 Metern. Er biete insgesamt 830 Sitzplätze, davon 205 in der 1. und 625 in der 2. Klasse. Sein geringes Gewicht und sein optimiertes aerodynamische Design sollen den Energieverbrauch pro Sitzplatz gegenüber einem ICE 1 um 22 Prozent senken. Sein innovatives Antriebskonzept mit sogenannten Powercars ermögliche flexible Zugbildungen.

„Der ICE 4 startet eine neue Ära. Bis 2030 werden wir unser Fernverkehrsangebot um 25 Prozent ausbauen und mehr Städte und Regionen miteinander verbinden. Die Zukunftsfähigkeit unseres Konzerns wird mit dem neuen Flaggschiff nachhaltig gestärkt“, erklärte Dr. Grube in Anwesenheit von Berthold Huber, DB-Vorstand Verkehr und Transport, sowie Birgit Bohle, Vorstandsvorsitzende DB Fernverkehr AG, und Dr. Roland Busch, Mitglied des Vorstands der Siemens AG.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt schwelgt in Superlativen: „Mit dem ICE 4 steht nun das modernste und kundenfreundlichste Upgrade für den Hochgeschwindigkeitsverkehr bereit – nicht zuletzt durch freies WLAN in allen Klassen." Der ICE 4 sei demnach ein wichtiger Schritt hin zur „Schiene Digital“, Fahren soll er allerdings erst Ende 2017.

Lange Einführungsphase

Der ICE 4 stehe für eine neue Dimension der Qualitätssicherung, heißt es seitens der Bahn - wohl auch, um die lange Wartezeit auf den neuen Zug zu erklären, Als erster Hochgeschwindigkeitszug in Europa durchlaufe er eine mehrmonatige Einführungsphase, bevor er im Dezember 2017 den Regelbetrieb aufnehme.

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Ziel sei es, den Zug unter realen Einsatzbedingungen auf Zuverlässigkeit der Technik und Systeme zu prüfen. Schon im Vorfeld seien im Rahmen des Projekts über 250.000 Testkilometer absolviert worden. Während der Einführungsphase, die in diesem Spätherbst starte, sollen zwei ICE 4-Züge auf der Strecke Hamburg–Hannover–Nürnberg–München vereinzelt eingesetzt werden.

Kundenkomfort

Für die Bahnreisenden dürften die technischen Details zweitrangig sein. Sie interessiert vor allem der Komfort. Von der Bahn heißt es, viele neue Ausstattungsmerkmale sollen für hohen Kundenkomfort und entspanntes Reisen sorgen. Dazu gehöre ein modernes Fahrgastinformationssystem, das dem Fahrgast künftig in Echtzeit Reiseverlauf und Anschlusszüge pro Bahnhof anzeige. Die weiterentwickelte Klimaanlage, in den alten ICEs oft mit Mängeln behaftet, sei ausgelegt für Temperaturen bis 45 Grad Celsius. Viel Platz und Reisespaß fänden Familien im neu gestalteten Kleinkindabteil und im Familienbereich.

Der ICE 4 verfüge zudem über acht Fahrradstellplätze und vier Rollstuhlplätze. Zwei Hublifte ermöglichten Rollstuhlfahrern an allen Bahnhöfen zuggebundene Ein- und Ausstiege.

Eine tageszeitabhängiges Beleuchtungskonzept soll eine angenehme Raumatmosphäre schaffen. Für leichte Orientierung im Zug sorgten zudem anschauliche Kennzeichnungen der Bereiche und die neue Anordnung der Platznummern und Reservierungsanzeigen in den Kopfstützen. Der ICE 4 verfüge bereits über die neue WLAN- und Telefonie-Technologie, mit dem die DB bis Ende des Jahres ihre gesamte ICE-Flotte ausrüsten will. Damit stehe auch Reisenden der 2. Klasse WLAN kostenlos zur Verfügung.

Aus dem im Mai 2011 geschlossenem Rahmenvertrag von bis zu 300 Zügen hat die DB in einer ersten Tranche 130 Züge bestellt. Mit einem Volumen von rund 5,3 Milliarden Euro sei dies die größte Investition in der Geschichte der DB für Fahrzeuge.

Die neu entwickelten ergonomischen Sitze hätten Rückenlehnen, die beim Verstellen nicht nach hinten, sondern in die Sitzschale glitten und den hinteren Sitznachbarn nicht störten. An jedem Sitz der 1. und 2. Klasse gebe es nun eine Steckdose. In der 1. Klasse seien die Sitze mit Leder bezogen, verfügten über individuelle Leseleuchten und seien in Sitzneigung und Sitztiefe auf den Kundenwunsch einstellbar.

Der ICE 4 habe große Panoramascheiben und biete deutlich mehr Stauraum für Gepäck, der so installiert wurde, dass die Fahrgäste ihr Gepäck während der Fahrt stets im Auge behalten könnten. Sitznummern und Reservierungsdisplays seien gut sicht- und tastbar in die Kopfstützen der Sitze integriert und sollen das Auffinden reservierter Plätze erleichtern.

Taktile Piktogramme und Informationen in Braille-Schrift in den Ein- und Ausstiegsbereichen sowie die Fußbodenleisten zur Abgrenzung des Gangbereichs im Großraumwagen gäben auch seheingeschränkten und blinden Reisenden Orientierungshilfe und Information. Für bis zu vier Rollstuhlfahrer und deren Begleitpersonen biete der ICE 4 einen großzügigen Bereich mit höhenverstellbarem Tisch.

Die umfassende Fahrgastinformation werde durch Deckenbildschirme in den Wagen gewährleistet. Auch in den Ein- und Ausstiegsbereichen, den Kleinkindabteilen sowie im Bordrestaurant informieren Bildschirme die Reisenden. Piktogramme im Innen- und Außenbereich der Züge sollen die Fahrgäste leiten. Dabei seien die deutlich vergrößerten Familienbereiche und Kleinkindabteile des ICE 4 speziell mit Banderolen gekennzeichnet. Diese separaten Bereiche böten auch Platz für Kinderwagen und Familiengepäck und sollen Familien das Bahnfahren zum Vergnügen machen, so die Bahn.

Das Bordrestaurant biete Platz für 22 Gäste, die im neu gestalteten Ambiente ihre Speisen und Getränke genießen können. Das Bordbistro sei großzügig und modern mit offenem Thekenbereich sowie einer geschwungenen Vitrine zur Warenpräsentation ausgestattet.

Neues Zulassungsverfahren

Der ICE 4 werde nach dem neuen Verfahren in Deutschland zugelassen, wonach technische Normen für sieben Jahre festgeschrieben würden. Weiterhin können  Prüfbescheinigungen durch anerkannte Prüfstellen außerhalb des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) erstellt werden. Das EBA prüft in diesen Fällen mit Ausnahme von zwei Fachgebieten ausschließlich die Vollständigkeit der Dokumente. Auf diese Weise konnte die Vielzahl der erforderlichen Dokumente und Nachweise im Projekt ICE 4 frühzeitig auf mehrere Prüfdienstleister verteilt und der vorgesehene Zeitplan eingehalten werden. DB und Siemens gehen von einer rechtzeitigen Zulassung für die Einführungsphase aus. Siemens ist Generalunternehmer für die ICE 4-Züge und für die Zulassung verantwortlich. Der Zulieferanteil von Bombardier Transportation liegt bei etwa 30 Prozent.

www.deutschebahn.com/ice4