Schweiz Tourismus: Einheimische Gäste sollen Frankenstärke kompensieren

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Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank im Januar bedeutet eine Verteuerung der Schweiz und hat massive Auswirkungen auf den Tourismus. Nach einer Analyse der aktuellen Lage zeigt Schweiz Tourismus (ST) ihre Strategie für die kommenden Monate auf. Zentrum der kurzfristigen Marketing-Aktivitäten bilde demnach eine Stabilisierungskampagne zur Begeisterung der einheimischen Gäste für das Ferienerlebnis Schweiz.

Im vergangenen Jahr haben die Hotellogiernächte um insgesamt 0.9 Prozent auf 35,93 Millionen Übernachtungen[1] zugelegt (Schweizer Gäste +0.9%, ausländische Gäste ebenfalls +0.9%). Bei den Schweizerinnen und Schweizern wurde bei den Hotellogiernächten erstmals die Schwelle von 16 Millionen erreicht – ein erfreuliches Rekordergebnis. Insgesamt war 2014 nach einem positiven Ergebnis im Vorjahr (2013 +2.5%) erneut ein verhältnismässig gutes Tourismusjahr.

Diese soliden Resultate konnten laut ST dank substantiellen Investitionen und innovativen Produkteentwicklungen erzielt werden. Auch der Trend für November und Dezember 2014 zeigte bei den Hotelübernachtungen ein Plus von 2.7% gegenüber der Vorjahresperiode, bis mit dem Entscheid der Schweizerischen Nationalbank zur Aufhebung des Euro-Mindestkurses eine neue Marktrealität eingetroffen sei. Nun gelte es, diese neue Realität zu interpretieren, die Chancen zu antizipieren und zu nutzen.

Eine der wichtigsten Exportbranchen der Schweiz

175.000 Beschäftigte[2], 4% des Bruttoinlandprodukts[3], 4.8% aller Export-Einnahmen[4] – was der Tourismus in der Schweiz erwirtschaftet, ist von tragender Bedeutung. Mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses werde die Schweizer Konkurrenzfähigkeit im Bereich Preis weiter strapaziert. Das Neukundengeschäft sei in den letzten drei Jahren deutlich zurückgegangen. Der europäische Mittelstand möchte oder kann sich Schweiz-Ferien nicht mehr leisten und für Schweizerinnen und Schweizer seien Auslandsreisen nun noch günstiger geworden. Lediglich die weniger vom Euro-Franken-Kurs betroffenen Fernmärkte seien in geringerem Ausmaß tangiert.

Für alpine und ländliche Destinationen mit einem hohen Anteil europäischer Gäste seien zwischen 2015 und 2016 je nach Gästemix Auslastungseinbussen von bis zu 10% zu befürchten. Der Strukturwandel der Hotellerie beschleunige sich und erstmals seien auch vorbildliche Betriebe gefährdet.

Stabilisierung des Heimmarktes Schweiz

Eine Stabilisierungskampagne soll die Auswirkungen des freien Wechselkurses im Heimmarkt Schweiz akut abdämpfen. Finanziert werde die Kampagne mit einem Gesamtbudget von 3.9 Mio. CHF durch ST mit der Beteiligung der Branche und nationalen Partnern – vom Bund würden keine Impulsmittel verlangt.

Inhaltlich schwärmten erst die Sympathieträger Sebi und Paul, ab Sommer bekannte Persönlichkeiten wie Bundesrat Schneider-Ammann unter dem Hashtag #VERLIEBTINDIESCHWEIZ von ihren Schweiz-Erlebnissen und sollen so emotional und lustvoll einheimische Gäste inspirieren, ihre Ferien in der Schweiz zu verbringen. Bei Schweizerinnen und Schweizern soll die Entdeckerlust für das eigene Land geweckt werden. Direkt buchbare Angebote brächten attraktiven Zusatzwert in diese Kampagne, die breit in den Schweizer Medien erscheinen soll. Eine erste Welle der Aktion starte bereits zu Ostern.

Chancen in weniger preissensiblen Europa-Märkten und Fernmärkten

In Europa konzentriere sich ST vermehrt auf weniger währungssensible Märkte wie die nordischen Länder und die oberen Einkommensklassen in neuen Märkten des Baltikums, des Balkans und der Türkei. Dies geschehe unter anderem in enger Zusammenarbeit mit SWISS, die diese urbanen Zentren nun neu mit Direktflügen erschließe.

In Fernmärkten wie den USA, Indien, Südostasien oder China würden die geplanten Maßnahmen (z.B. die intensivierte Zusammenarbeit mit den Reiseveranstaltern zu einer stärkeren Ansprache der Individualreisenden) weiter verfolgt und beschleunigt.

www.stnet.ch

[1] Beherbergungsstatistik, Bundesamt für Statistik BFS
[2] Schweizer Tourismus-Verband
[3] Schätzung ST
[4] Bundesamt für Statistik

Tags: Land: Schweiz
Destinationen: Alpen